Die nach dem zweiten Weltkrieg im Hammer Norden stark anwachsenden Bevölkerungszahlen erforderten neben dem Wiederaufbau der zerstörten Herz-Jesu-Kirche die Schaffung einer weiteren katholischen Kirchengemeinde. Sie erhielt den Namen Maria Königin. Mit der Errichtung eines Kindergartens im Jahre 1958 war der erste Schritt getan. Der Kindergarten wurde auch vorübergehend als Gotteshaus genutzt. Das neue Pfarrhaus konnte 1960 von Kaplan Erich Büscher, dem späteren ersten Pfarrer der Gemeinde, bezogen werden.
Am 8. Dezember 1962 fand die Grundsteinlegung für den Kirchbau statt. Am 1. Mai 1964 wurde das nach Plänen des Architekten Albert Kreuzeck aus Münster und durch die Baufirma E. Beckamp Söhne aus Hamm errichtete neue Gotteshaus an der Thorner Straße durch Weihbischof Heinrich Tenhumberg eingeweiht. Im August desselben Jahres wurde auch der Glockenturm fertig gestellt, in dem nun seit 1966 fünf Glocken ihr Geläute ertönen lassen. Die imposante Komposition von Kirchengebäude und Glockenturm vermittelt durch die kronenartige Grundriss- und Dachkonstruktion dem Betrachter schon auf den ersten Blick: Das ist „Maria Königin".
Im Innenraum werden die Einflüsse und Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils deutlich. Der Altarraum rückt ganz bewusst in den Mittelpunkt In dem Altarblock aus Muschelkalk befinden sich die Reliquien der hl. Ursula und der hl. Faustina.alt Ein weit ausladendes Mosaikbild mit der Gottesmutter und dem Jesuskind im Mittelpunkt erhebt sich mächtig hinter dem Altar. Verschiedene Holzplastiken sowie der Kreuzweg, von Franz Xaver Willmann aus Hamm geschaffen, prägen durch ihre Aussagekraft den Kirchenraum ganz wesentlich mit - ebenso die von Professor Pieper entworfenen Fenster mit ihrer frühlingshaften Leuchtkraft.
Seit 1980 erklingt eine neue Orgel mit 20 Registern und 1.446 Pfeifen zum Lobe Gottes. Sie wurde von der Firma Stockmann in Werl erbaut. Nachdem Pfarrer Büscher im Jahre 1971 verstarb, trat dessen Nachfolge Pfarrer Schleiner an. Dieser wurde im Jahre 1975 von Gott heimgerufen.
Am 26.10.1975 wurde Pfarrer Heinz Czogalla in sein Amt eingeführt. Er leitete die Gemeinde bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004. Der Pfarrer der Herz-Jesu Gemeinde, Paul Markfort wurde als Pfarrverwalter eingesetzt. Die Maria-Königin-Gemeinde zählte Anfang 2004 rund 2.380 Seelen. Der Kindergarten umfasst 4 Gruppen. In dem weit gegliederten Pfarrheim sind auch das Jugendheim und eine Altentagesstätte integriert.
Am 1. Advent 2005 fusionierte die Maria-Königin Gemeinde mit der Herz-Jesu-Gemeinde zur neuen Gemeinde Clemens August Graf von Galen. Sie wurde bis Juni 2014 von Pfr. Paul Markfort geleitet.
Der jetzige Pfarrer ist Davis Puthussery.
Denkmalwertbegründung
Die Kirche ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, hier der Menschen in Hamm-Norden. Die Filialgründung von Herz Jesu dokumentiert das Bevölkerungswachstum der einstigen Nordenfeldmark. AIs Folge des Zuzugs von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten sowie des Zuzugs von Arbeitskräften für die örtliche Montanindustrie entstanden neben neuen Wohnsiedlungen an den Ortsrändern auch zentrale Einrichtungen, darunter auch die Kirche Maria Königin mit Kindergarten, Pfarr- und Gemeindehaus.
Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier architekturhistorische Gründe vor. Maria Königin bildet zeittypische Entwicklungen der Architektur in besonders prägnanter Weise ab. So präsentiert sich die Kirche als Komposition skulptural wirkender Einzelkörper (Kirchenbau mit prominent davor gestellter Taufkapelle, davon abgesetzt der Turm). Die einzelnen Volumina werden durch die tragenden Stahlbetonskelette geprägt, die bei der Kirche ausgemauert sind mit darüber liegenden Glasbändern und bei der Taufkapelle mit wabenförmigen Betonrahmenfenstern gefüllt sind. Die horizontalen Glasbänder der Kirche lösen das Dach optisch von den Wänden und verändern so übliche Vorstellungen von Tektonik, während bei der Taufkapelle die Wände durch die vollflächige Verglasung förmlich aufgelöst sind. Beim Turm mündet die tragende Betonkonstruktion in Anlehnung an das Patrozinium im Sinne einer,,architecture parlante" in einer stilisierten Marienkrone. Die Architektur verbindet auf anspruchsvolle Weise die einzelnen Gebäudevolumina bis in die Details (z. B. durch Aufgreifen des Sechsecks als durchlaufendes Thema). Das Kirchengebäude gehört zu den kompakten, polygonalen Grundrissen (abgeleitet ebenfalls aus einem Sechseck mit einer angefügten Parabelkonche als Altarzone) und weist im Innern eine gerichtete Ordnung mit zentralisierender Tendenz auf. Trotz der Sanierungsmaßnahmen und der 1973 erfolgten, behutsamen Anpassung der Altarzone weist die Kirche einen insgesamt sehr guten Überlieferungszustand auf, so dass die Ideen und Konzepte von Architekt und Bauherr klar ablesbar sind.
Für die Erhaltung und Nutzung liegen außerdem künstlerische Gründe im Bereich der Ausstattung vor. So weist Maria Königin eine homogene, in weiten Teilen bauzeitliche Ausstattung auf, die in anspruchsvoller Weise auf die Architektur bezogen ist und diese fortsetzt. Zu nennen ist die bauzeitliche Verglasung von Vincenz Pieper, deren abstrakte Formen in kräftigen Farben die schmalen Fensterbänder im Kirchenraum akzentuieren und in der Taufkapelle mit ihren großflächigen Verglasungen zum raumprägenden Element werden. Das große Altarmosaik ,,weltumspannender Glaube Mariens" von Schwester Erentrud Trost OSB von 1973 ist gleichfalls raumbestimmend und ein aussagekräftiges Zeugnis kirchlicher Ausstattungskunst jener Jahre. Die liturgische Ausstattung von Johannes Niemeier einschließlich der Stufenanlage ist trotz leichter Veränderungen in ihrer Aussage voll ablesbar und stellt eine anspruchsvolle Lösung eines jungen Bildhauers dar, der es gelingt, in dienender Formensprache die gerade neu formulierten Vorstellungen liturgischer Ordnung in eine überzeugende Gestalt zu führen. Die weiteren, oben angeführten bildhauerischen Ausstattungsstücke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeugen über mehrere Jahrzehnte das Schaffen des regionalen Künstlers Franz Xaver Willmann.
Religionsgeschichtlich dokumentiert der Kirchenbau einen veränderten Umgang mit den Sakramenten: So ist die Taufe mit der prominent vorgestellten Taufkapelle baulich aufgewertet. Die Beichtstühle sind ganz in die Wände eingelassen und mit wenig auffallenden Zugangstüren versehen. Taufkapelle und ein Beichtstuhl treten außen aus dem Baukörper vor und sind so als spezifische Orte der Sakramentenspendung erkennbar gemacht.
Für die Erhaltung und Nutzung liegen ferner städtebauliche Gründe vor, denn Maria Königin bildet insbesondere mit dem vorgestellten, freistehenden Turm eine städtebauliche Dominante im Siedlungszusammenhang. Zudem ist der räumliche Kontext im Nahraum durch die in diesem Fall erhaltene bauzeitliche Vorplatzgestaltung (Waschbetonplatten mit einem dunklen Plattenraster) sehr gut ablesbar.